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Petra Sturma, Flora Trotz, Celina Wald, Alexander Zauner

Medien
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Fußball: Frauen vs. Wirtschaft

Der Sommer 2023 steht im Zeichen des Frauenfußballs. Zwar ist Österreich leider nicht bei der WM in Australien und Neuseeland mit von der Partie, in Belgien geht jedoch unser U19-Team bei der EM an den Start. Im Trainingslager in Windischgarsten laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Beide Turniere starten schon im Juli und obwohl die Euphorie im ÖFB-Nachwuchs groß ist, hat der österreichische Frauenfußball noch viel Verbesserungspotenzial, um in Zukunft auch wieder bei den A-Turnieren dabei zu sein.



von Petra Sturma, Flora Trotz, Celina Wald und Alexander Zauner





Den Ball ins Rollen bringen

„Wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt“ ist das Motto der eingeschworenen U19-Nationalmannschaft. Ihre größte Stärke ist ihr Zusammenhalt und die Leichtigkeit, mit der sie die Euro bestreiten werden. Trotz schwerer Gruppe mit Deutschland als ersten Gegner, ist deshalb die Vorfreude auf das Großereignis riesig. Auch weil allen klar ist: Dieses Team wird es schon bald so nicht mehr geben.

Aufgrund der Altersstruktur der Mannschaft entwachsen Spielerinnen in Führungsrollen dem U19-Team. In anderen Ländern wechseln die Talente in die U20, um anschließend ins A-Team vorzustoßen. Während hierzulande auch die Burschen diesen Zwischenschritt gehen, bleibt er den Mädels noch verwehrt. Für eine U20-Frauen-Nationalmannschaft fehlen dem ÖFB die Mittel. Sie müssen sich bei ihren Vereinen weiterentwickeln, was immerhin gut funktioniert. Einige sind nämlich schon jetzt wichtige Stützen bei etablierten Bundesligavereinen.



Wenn Frauen am Ball bleiben

Abgänge müssen mit Neuzugängen kompensiert werden. Dafür braucht es motivierte Nachwuchstalente, die sich entwickeln wollen und dabei bestmöglich unterstützt und begleitet werden. Im frühen Fußballalter trainieren und spielen Mädchen und Buben noch gemeinsam. Erst ab einem gewissen Alter wird getrennt, wobei viele Mädchen sich letztendlich gegen das Fussball spielen entscheiden. Dafür sind in Österreich besonders soziale Aspekte verantwortlich. Im europäischen Vergleich sind bei uns Geschlechterrollen immer noch klar verteilt. Für talentierte Mädchen bedeutet das oft, dass sie aufhören, weil "Fußball ja was für die Burschen" ist. Die geringe Breite im österreichischen Frauenfußball-Nachwuchs ist also vor allem ein gesellschaftspolitisches Problem. Internationale Trends machen aber Hoffnung. Etwa 36 % der unter 35-jährigen finden, jeder Club sollte auch aus einer Frauenmannschaft bestehen. Welche Chance haben Frauen in einem noch Männer-dominierten Sport?



Frauenfußball wird beliebter - Die Preisgelder bleiben klein

Ein erwarteter Anstieg auf über 300 Millionen Frauenfussball-Fans lässt Hoffnung aufwallen: 2022 konnte die UEFA Women's Champions League doppelt so viele Zuschauer:innen wie im Vorjahr begeistern und auch in den sozialen Medien verzeichneten sie einen Reichweiten-Anstieg von knapp 80%. Trotz allem befindet sich der Frauenfussball in einer kritischen Phase. Derzeit ist die Menge an quantitativen und qualitativen Daten sowohl in Bezug auf den aktuellen als auch auf den potenziellen Marktwert begrenzt, was dazu führt, dass das Verständnis für den Wert des Frauenfußballs und das für seine Maximierung erforderliche Wissen uneinheitlich und unvollständig sind. Ein Problem, wenn es darum geht, Werbepartner an Land zu ziehen. Die enorme Diskrepanz zeigt sich vor allem in der Verteilung der Preisgelder. Während bei der UEFA im Männerfussball aus einem Preisgeld Topf von rund 340 Millionen US-Dollar geschöpft wird, muss sich der Frauenfussball derweilen mit 16 Millionen US-Dollar zufrieden geben.



Quellen: https://editorial.uefa.com/resources/0278-15e121074702-c9be7dcd0a29-1000/business_case_for_women_s_football-_external_report_1_.pdf https://statista.com/infografik/27876/preisgeld-und-meisterschaftsprämien-bei-ausgewählten-fussballturnieren



Wenn die Damen ihren Spaß dabei haben, ist doch schön. Sie machen ja nichts schlechtes. Es ist natürlich mit dem Männerfußball überhaupt nicht zu vergleichen.

Roman Mählich

Sportmoderator

Interview: Spielerinnen der U19-Nationalmannschaft

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Hingucker – Schön und erfolgreich. So sexy ist die Frauen-WM

Kronen Zeitung Titel

22.06.2015

Interview: Der Teamchef der U19-Nationalmannschaft

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Wenn man nicht Christiano heißt

In Österreich kann man als Frau in den meisten Fällen nicht vom Fußballspielen alleine leben. Der Großteil muss nebenbei arbeiten oder studieren. Die Spielerinnen der U 19-Nationalmannschaft gehen davon aus, dass sie in Zukunft bestenfalls nur kurzfristig vom Sport alleine leben können. Hier haben junge Männer bessere Aussichten. Als männlicher Fifa-Spieler kann mit einem monatlichen Gehalt von ungefähr 10.000 Euro gerechnet werden. Der Gender Pay Gap wird bei einem Vergleich zwischen den bestverdienenden Frauen und Männern besonders offensichtlich. Während die US-amerikanische Spielerin Carli Lloyd mit einem Gehalt von etwa 520.000 US-Dollar im Jahr als bestbezahlte Fußballspielerin weltweit gilt, soll Christiano Ronaldo hingegen während seiner Zeit bei Manchester United 560.000 Euro pro Woche verdient haben.

Nicht nur bei den Gehältern, sondern auch bei den Investitionen in den Sport sind große Geschlechterunterschiede bemerkbar. Dieses Problem hat auch die Union of European Football Association (UEFA) erkannt. Bis 2024 soll mit der „Time for action - women's football strategy 2019-24“ die Organisation um den Frauenfußball verbessert werden. Die Ziele umfassen unter anderem eine Verdoppelung der Spielerinnenanzahl, eine Veränderung der Wahrnehmung des Frauenfußballs, eine Steigerung der Zuschauerzahlen und des kommerziellen Werts sowie die Verbesserung der Bedingungen für Spielerinnen. UEFA-Präsident Aleksander Čeferin äußerte sich folgendermaßen: „Der Frauenfußball ist der Fußball von heute. Er ist nicht der Fußball der Zukunft. Als Dachverband des europäischen Fußballs hat die UEFA die Pflicht, den Frauenfußball zu stärken.“

Wenn man eine Frau ist

Das Fehlen finanzieller Mittel ist nicht die einzige Hürde, der sich der Frauenfußball stellen muss. In den Medien wird der Frauenfußball oft stiefmütterlich behandelt, und das hat Auswirkungen auf junge Mädchen, die ihren Platz in diesem Sport finden möchten. Die mangelnde Berichterstattung über den Frauenfußball bedeutet auch, dass es ihnen oft an weiblichen Vorbildern fehlt, zu denen sie aufschauen können. Dieses Fehlen von gleichgeschlechtlichen Idolen kann dazu führen, dass Mädchen gar nicht erst in Betracht ziehen, Fußball zu spielen, da sie sich nicht bewusst sind, dass es auch für Frauen eine Option ist.

Besonders in Österreich wird bereits von Kindesbeinen an das Klischee des fußballspielenden Buben vermittelt. Mädchen sehen ihre männlichen Altersgenossen auf dem Spielfeld stehen und bekommen möglicherweise den Eindruck, dass Fußball eher eine Domäne für Jungen ist. Die geringe Präsenz von Frauenfußball in den Medien verstärkt dieses Klischee und macht es für Mädchen noch schwieriger, den Gedanken zu fassen, dass auch sie ihre Leidenschaft für den Sport ausleben können.

Doch der Frauenfußball hat so viel mehr zu bieten. Er ist geprägt von Talent, Hingabe und beeindruckender Leistung. Es gibt zahlreiche inspirierende Geschichten von Spielerinnen, die Hindernisse überwunden haben und große Erfolge erzielt haben. Wenn diese Geschichten in den Medien präsenter wären, könnten sie Mädchen ermutigen, sich im Fußball zu engagieren. Laut Spilka sollte der Bevölkerung bewusst gemacht werden, „dass Fußballspielen als Mädl auch richtig leiwand ist.“

Wenn man Spaß am Sport hat

Die Förderung des Frauenfußballs ist nicht nur wichtig, um Mädchen zu ermutigen, sondern auch, um den Sport insgesamt weiterzuentwickeln. Denn je mehr Frauenfußball als selbstverständlicher Teil des Sports anerkannt wird, desto mehr Ressourcen und Unterstützung werden für die Entwicklung von Talenten, Infrastruktur und Wettbewerben zur Verfügung stehen. Um ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Männer- und Frauenfußball herzustellen, muss noch einiges getan werden. Die Spielerinnen und ihr Trainer merken aber an, dass in den letzten Jahren in Österreich zumindest ein paar Maßnahmen gesetzt wurden, um den Frauenfußball zu fördern. Das muss aber schneller gehen, denn sonst werden die Fußballplätze der Frauen bald leer sein.

Die Zukunft rollt heran - Wie wird sie aussehen?