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Wie sich Frauen ins Rampenlicht kicken

Frauenfußball auf dem Weg zur Gleichstellung

Ein Beitrag von Sarah Schwaighofer, Kilian Wazik, Niklas Schober und Maria Todorovic



Vor 90 Jahren war Frauenfußball in Österreich verboten – heute spielen sie vor 1.600 Zuschauenden und stellen Rekorde auf. Es gab noch nie so viele Spielerinnen und Zuschauende wie jetzt, trotzdem fehlen die Ressourcen.

Über den harten Weg der Anerkennung der kickenden Frauen.

Die Mittagssonne strahlt hell auf das Podium. Der frische Hauch von gemähtem Rasen und Bier liegt in der Luft. Die Plätze füllen sich langsam, immer mehr Personen strömen auf ihre Plätze an diesem sonnigen Feiertag im Mai. Spannung liegt in der Luft, die Fans gröhlen lautstark, die Plätze sind ausverkauft. Es ist das meistbesuchte Frauenspiel, das jemals in Österreich verzeichnet wurde. 2.300 Zuschauer*innen füllen die ERGO Arena in Wiener Neustadt.

Das Spiel stellt einen Rekord in der Geschichte des österreichischen Frauenfußballs auf.

Diese Zahl wirkt im Vergleich zum diesjährigen Cupfinale der Herren im Wörthersee Stadion in Klagenfurt, als der SK Sturm Graz gegen den SK Rapid Wien vor 30.000 Zuschauenden spielt, eher gering.



Amelie Kandlhofer ist 18 Jahre alt und spielt momentan für den SKN St.Pölten

Die Frauen gingen laut ihr siegeshungrig ins Match:

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Auch wenn sie an dem Tag nicht spielte, fühlte sie die Emotionen:

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Schlussendlich ging der SKN St.Pölten jedoch siegreich aus der Begegnung hervor und konnte seinen 10ten Pokalsieg verzeichnen.

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Amelie wünscht sich mehr Verständnis und Anerkennung für den Frauenfußball.

Wir gehen an unsere Grenzen, so wie sie an ihre gehen.

Amelie Kandlhofer

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Victoria Leitner-Garcia ist 21 Jahre alt, studiert Modemanagement im Fernstudium und ist nebenbei berufstätig als Social-Media-Managerin. Sie ist Halb-Spanierin und spielt als Verteidigerin in der neuen Mannschaft.

Für Victoria war der Einstieg in den Fußball als Mädchen nicht leicht.

Sie blickt jedoch zuversichtlich in die Zukunft:

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Anfang Oktober 2023 hat der Wiener Fußballverband eine wichtige Entscheidung zum Thema Frauenfußball beim SK Rapid getroffen.

Der Verein erhielt die Erlaubnis, ab der Saison 2024/25 eine Kampfmannschaft und ein Amateurteam in den Wiener Frauenligen zu stellen. Als erste Cheftrainerin setzt man auf Katja Gürtler. Die ehemalige Nationalspieleren soll die Mannschaft mit ihrer Erfahrung zum Erfolg führen.

von links nach rechts: Marcus Knipping, Katja Gürtler, Steffen Hofmann

Konkret soll das Team „SK Rapid Frauen“ in der Wiener Frauen Landesliga und das zweite Team, „SK Rapid Frauen II“, in der 1. Klasse antreten.

Die Idee der Mannschaft entstand bereits im Jahr 2023, nachdem die eigenen Fans Druck auf den Verein machten.

In einer Hauptversammlung wurde die Idee dann endgültig festgelegt und in die Wege geleitet. Der Geschäftsführer, Steffen Hofmann erzählt dazu dem Standard in einem Interview:

Wir haben in Österreich die größte Fanbase. Und viele Mädchen wollen Fußball spielen bei Rapid. Wir machen das aus Überzeugung, nicht weil es sich gehört oder es die Gesellschaft fordert.

Steffen Hofmann

Diese Entscheidung markiert einen bedeutenden Schritt zur Förderung des Frauenfußballs bei einem der bekanntesten Fußballvereine Österreichs.

Die Vorbereitungen auf die kommende Saison laufen bei der neu etablierten Mannschaft auf Hochtouren.

Obwohl viele Spielerinnen nebenbei noch arbeiten müssen, oder studieren, geben sie beim Training immer 100%.

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Aber ihre Passion bleibt vorerst ein Hobby, denn das Fußballspielen allein reicht nur vereinzelt für die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen.

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Victoria blickt also zuversichtlich nach vorne. Dies hängt auch mit dem drastischen Zuschaueranstieg in den letzten Jahren zusammen. Auf die Gehälter wirkt sich das aber noch nicht sichtlich aus.

Bereits in den 1920er und 1930er Jahren spielte der Frauenfußball in Österreich eine bemerkenswerte Rolle in der Sportgeschichte des Landes.

Alles begann im Jahr 1923, als Ferdinand Swatosch, ein prominenter Fußballspieler der Wiener Austria, die Gründung eines Frauenfußballteams initiierte. Seine Initiative stieß auf großes Interesse, und mehr als 150 Frauen meldeten sich für die neue Sportart an.

Im April 1924 wurde schließlich der „1. Wiener Damenfußballklub Diana“ gegründet, der als erster reiner Frauenfußballverein Österreichs Geschichte schrieb.



Die Anfänge des Frauenfußballs in Österreich waren jedoch von kurzer Dauer. Bereits Mitte der 1920er Jahre ließ das öffentliche Interesse nach, und die Berichterstattung über den Verein „Diana“ verblasste allmählich.

Einen bedeutenden Moment schrieb auch das Jahr 1935, in dem die österreichische Damenfußball-Union (ÖDU oder DFU) gegründet wurde. Diese Organisation setzte sich für die Austragung einer eigenen Meisterschaft für Frauen ein, um die wachsende Anzahl an Spielerinnen und das gestiegene Interesse der Zuschauer:innen zu unterstützen.

Die erste offizielle Meisterschaft fand schließlich 1936 statt und umfasste neun Vereine aus dem Raum Wien. Die Heimspiele lockten im Durchschnitt 3000 Zuschauer an, was die wachsende Beliebtheit des Frauenfußballs unterstrich.



Rapids Geburtstagsgeschenk an Hitler: 60 Pokale, 15 Statuetten und andere Preise als Metallspende auf einem Tisch vor dem Sektionslokal aufgebaut, 1941

Das Propagandaministerium hielt ein gepflegtes und attraktives Erscheinungsbild für die Pflicht der Frau.

Tag der offenen Tür am Sportplatz 10, Windtenstraße, Mädchenfußballmanschaft (Foto: 25. Juli 1974).

Frauenfußball in den 1930er-Jahren

In den 1930er Jahren stand der Frauenfußball in Österreich aufgrund der politischen Lage vor großen Herausforderungen. Die damalige Regierung war grundsätzlich gegen Frauen im Sport. Diese Haltung wurde verstärkt, als Österreich 1938 von Deutschland eingenommen wurde. Die neue nationalsozialistische Regierung setzte auf eine stark traditionalistische und geschlechtsbezogene Politik, die Frauen auf traditionelle Rollen beschränkte und ihren Zugang zu sportlichen Aktivitäten stark einschränkte.

Unter dieser neuen politischen Führung wurde der Frauenfußball in Österreich systematisch unterdrückt. Die österreichische Damenfußball-Union (ÖDU), die bis dahin den Frauenfußball organisiert hatte, wurde aufgelöst. Die Nazis förderten stattdessen Sportarten und Aktivitäten, die als männlich angesehen wurden, und betonten die Bedeutung der Mutterschaft und häuslichen Pflichten für Frauen.



1957 verbot der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) Frauenabteilungen, was die Entwicklung des Frauenfußballs stark bremste.

Erst Ende der 1960er Jahre begann die Wiederbelebung, als der USC Landhaus Wien 1968 seine Frauenmannschaft gründete.Aufgrund fehlender lokaler Gegner spielte das Team zunächst Freundschaftsspiele gegen ausländische Mannschaften. Die offizielle Teilnahme am Spielbetrieb begann 1969, und 1971 wurde der USC Landhaus als erste Frauenmannschaft in den Wiener Fußballverband aufgenommen.

1.930



Diese Initiative inspirierte weitere Frauenmannschaften im Raum Wien, die in den Folgejahren gegründet wurden. 1972 wurde erstmals seit den 1930er Jahren wieder eine Österreichische Meisterschaft im Frauenfußball organisiert.

Gleichzeitig wurde ein Pokalwettbewerb eingeführt, den der USC Landhaus für sich entscheiden konnte.

Ab 1979 nahmen Vereine aus Wien, Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland teil, was zur Einführung einer zweiten Leistungsstufe führte.



Seit dem Jahr 1982 übernimmt der ÖFB die Verantwortung für die Damenliga und etablierte sie als Frauen-Bundesliga mit zwei Spielklassen.

Seit der Gründung der Frauen-Nationalmannschaft in den 1990er Jahren steigt das öffentliche Interesse an Frauenfußball stetig. Heutzutage gibt es im Wiener Fußballverband einen Frauenausschuss.

Karl Frank, Obmann des Frauenausschusses des Wiener Fußball Verbands erzählt, wieso er sich für den Frauenfußball einsetzt.



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Das Hauptproblem für den Wiener Frauenfußball ist eindeutig:

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Er erzählt außerdem, warum die Idee einer neuen Liga für Anfängerinnen so wichtig war:

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Bis zur Gleichberechtigung von Frauen im Profifußball ist es gewiss noch ein langer Weg, wenn doch der dahingehende Fortschritt in den letzten Jahren existent war.

Hier stellt sich die Frage, ob diese angepeilte Gleichstellung überhaupt realistisch ist und welche Rahmenbedigungen diese benötigen würde. Klar ist aber, dass die österreichischen Fußballverbände und Vereine weiterhin den Frauenfußball fördern müssen, um die positive Entwicklung weiterzuführen.

Sie stehen in der Pflicht, den Spielerinnen die bestmöglichen Bedingungen bieten zu können.

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Amelie Kandlhofer

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Victoria Leitner-Garcia

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Karl Frank