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Der Gemeindebau - ein Wiener Kulturgut

Der Gemeindebau - ein Wiener Kulturgut

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Opener

Vor einem Jahr feierte der Wiener Gemeindebau sein 100-jähriges Jubiläum. Seit der Entstehung im "Roten Wien" hat sich einiges geändert. Doch das Grundprinzip ist nach wie vor, leistbaren Wohnraum für alle zu schaffen.


Eine Reportage von Shafia Khawaja, Cora Krüger, Alexios Partoglou und Paloma Pöltinger
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Historische Hintergünde

Das Konzept des Gemeindebaus geht zurück auf den damaligen Bürgermeister Karl Seitz, der den Menschen nicht als Akte, sondern als Person wahrgenommen hat. Es wurde versucht, die Bedürfnisse der Wiener*innen zu befriedigen, indem Wohnbau in staatlichen Besitz geschaffen wurde. Leistbarer Wohnraum sollte als Grundrecht aller Bürger*innen gewährleistet werden.

Insgesamt gibt es 222.000 Gemeindewohnungen in Wien, die zu günstigen Preisen vermietet werden. Das wirkt sich preisdämpfend auf den gesamten Wohnungsmarkt aus.



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Der Karl-Marx-Hof im 19. Wiener Gemeindebezirk ist einer der größten und bekanntesten Gemeindebauten der Stadt. Mit einem Klick auf die einzelnen Bilder erscheinen die wichtigsten Fakten zum Karl-Marx-Hof.

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An die Ereignisse aus dem Jahr 1934 erinnert der 12.-Februar-Platz in der Mitte der Wohnanlage. Durch einen Klick auf "360° Video ansehen" wird es möglich, sich umzusehen. 

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Von außen wirkt der Karl-Marx-Hof sehr massiv, innen wird jedoch klar, dass die Anlage eigentlich nicht dicht bebaut ist. Der mehr als ein Kilometer lange Gebäudekomplex beherbergt mehrere großzügige Innenhöfe mit Grünflächen. Einer davon kann im 360° Video erkundet werden. 

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In Wien leben im Jahr 1900 über zwei Millionen Menschen. Es herrscht akuter Wohnungsmangel. Private Miethäuser, sogenannte Zinskasernen, mit Bassenawohnungen, also Wohnungen ohne fließendes Wasser und WC, werden für die Arbeiterinnen und Arbeiter gebaut. Die Folgen sind Wohnungsspekulationen, hohe Mieten, Überbelag und Obdachlosigkeit. 300.000 Wienerinnen und Wiener haben 1900 keine Wohnung. Um Geld zu sparen teilen die wenigen Menschen, die in winzigen Wohnungen wohnen ihr Bett mit sogenannten Bettgeher*innen, die für wenig Geld ein Bett für einige Stunden mieten. Die Wohnsituation in Wien ist eine der schlechtesten in ganz Europa.

Das Mieterschutzgesetz tritt in Kraft. Wien und Niederösterreich werden unabhängige Bundesländer.


Wien startet mithilfe der Wohnbausteuer und einigen Luxussteuern eine Wohnbauoffensive, 55.000 Wohnungen sind in Planung. Der Reumannhof (480 Wohnungen) wird gebaut. 1925 wird der Metzleinstaler Hof (252 Wohnungen) fertiggestellt, als exemplarisches Beispiel für den Übergang vom "eigennützigen" zum sozialen Wohnbau. Es finden sich dort bereits Sozialeinrichtungen wie eine Badeanstalt, eine Wäscherei, eine Bibliothek und ein Kindergarten.

Der Karl-Marx-Hof (1.353 Wohnungen) wird errichtet. Dieser hat in der Zwischenkriegszeit vor allem einen symbolhaften Charakter, da er aussieht wie eine Festung bzw. ein Palast.


Alle Parteien mit Ausnahme der christlich-sozialen Vaterländischen Front werden verboten. Infolgedessen kommt es zu einem Bürgerkrieg. Mehrere Gemeindebauten werden beschädigt.

Österreich wird an das deutsche Reich "angeschlossen". Tausende jüdische Mieter*innen werden aus ihren Wohnungen vertrieben.


Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird Wien vom NS-Regime befreit. 20 Prozent aller Wohnungen, rund 87.000, sind zerstört. 35.000 Menschen sind in Wien obdachlos.

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Wien ist damit das einzige Bundesland, in dem die öffentliche Hand ein bedeutender Player auf dem Wohnungsmarkt ist.

Eine übersichtliche Wien-Karte mit allen Gemeindebau-Standorten gibt es hier (Hinweis: Der Link führt zu Google Maps und damit zu einer externen Seite).





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... die Einwohner von Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Eisenstadt zusammen in den Gemeindebauten unterkommen könnten?
... es in den Gemeindebauten 5.000 Geschäftslokale gibt?
... sich ca. 70.000 Bäume in den Höfen der Wohnhausanlagen befinden?
... Kinder auf 1.300 Spielplätzen in Gemeindebauten spielen können?


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Lebensalltag im Gemeindebau

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Im Karl-Marx-Hof wohnen Menschen aus allen Altersgruppen. Auch ihre Wohnsituationen und Lebensrealitäten unterscheiden sich stark von einander. Durch einen Klick auf "Video jetzt starten" stellen wir einige von ihnen vor. 

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Im Gespräch erklärt Dr.in Margaret Haderer, wie die Sozialstruktur des Gemeindebaus aussieht und warum die Nachfrage so groß ist.

Sie ist Politikwissenschafterin an der Wirtschaftsuniversität Wien und forscht am Institut für Gesellschaftswandel und Nachhaltigkeit mit Fokus auf Stadtforschung, Umweltpolitik, politische Theorie und Sozialtheorie.

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Die Vergabe der Gemeindebauwohnungen erfolgt über die Stadtverwaltung. Dafür ist das “Wiener Wohnticket” notwendig, das bei der Wohnberatung Wien beantragt werden kann.

Des Weiteren müssen folgende Kriterien erfüllt werden:

➔ Alter von mindestens 18 Jahren

➔ durchgehend fünfjähriger Hauptwohnsitz und mindestens fünfjähriges Hauptmietverhältnis an der aktuellen Wiener Adresse (ohne Nebenwohnsitz) der Hauptmieterin bzw. des Hauptmieters

➔ österreichische Staatsbürgerschaft (oder gleichgestellt)

➔ Staatsbürgerschaft eines EU- oder EWR-Landes bzw. der Schweiz, einen Asylstatus als anerkannter Flüchtling oder als Drittstaatenangehöriger einen Aufenthaltstitel „Daueraufenthalt-EU“ nach dem NAG (Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz)

➔ Unterschreitung bestehender Einkommensgrenze  
Einkommenshöchstgrenzen (wohnberatung-wien.at) 

➔ begründeter Wohnbedarf muss bestehen, z.B. Überbelag (das heißt die derzeitige Wohnung ist zu klein), Hausstandsgründung, alters- oder krankheitsbedingte Gründe  
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Mag. Maximilian Unterrainer nennt fünf zentrale Punkte des Wiener Wohnbaumodells:

1.
 Schutz: Zum Beispiel sind Gemeindebauten vor Spekulationen geschützt. Der Mietpreis kann nicht beeinflusst werden.

2. Investitionen: 24.000 Wohnungen sind in Planung bzw. in der Bauphase, die mit knapp 1 Milliarde Euro gefördert werden. In den letzten zehn Jahren wurden 67.000 Wohnungen saniert mit 1,2 Milliarden Euro Förderung.
 
3. unbefristete Mietverträge: Die Bruttomiete im  Gemeindebau liegt bei 7,50 Euro pro m2. Es sind keine Eigenmittel oder Kaution notwendig.

4. vorausschauende Planung: Der Wohnfonds Wien ist im Besitz von 3 Millionen m² Grundfläche, die nur für den Wohnungsbau reserviert sind.

5. Vielfalt: Soziale Durchmischung wird aktiv gefördert, um die Entstehung von benachteiligten Stadtteilen zu verhindern.




Mag. Maximilian Unterrainer war von 2013 bis 2019 Nationalratsabgeordneter der SPÖ und ist zurzeit als Leiter der Stabstelle Forschung & Entwicklung bei Wiener Wohnen tätig.


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Kommunaler Wohnbau: Ein Zukunftsmodell?

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Wien ist mit seinen knapp 1,91 Mio. Einwohner*innen zur fünftgrößten Stadt der Europäischen Union herangewachsen. Der Bundeshauptstadt wird das größte Bevölkerungswachstum aller Bundesländer vorausgesagt: Schon 2028 könnte Wien die 2-Millionen-Marke knacken. 

Die Nachfrage nach leistbarem Wohnraum für immer mehr Wiener*innen steigt - und somit auch der Druck am Wiener Wohnungsmarkt.


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Die Mietpreise von Gemeindewohnungen sind deutlich niedriger und auch weniger stark gestiegen als andere Hauptmieten (vor allem Privatmieten). Die Gemeindewohnungsmieten wurden in etwa an das Inflationsniveau angepasst. Privatmieten hingegen sind weit über die jährliche Inflation hinaus gestiegen.

Obwohl die Wiener Mietpreise in Europa vergleichsweise niedrig sind, wird das Wohnen in Privatmietwohnungen immer teurer - und damit zunehmend zu einem sozialen Problem für die Wiener*innen.


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Ursprünglich von Ex-Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) ins Leben gerufen, sollen mit der Initiative bis 2025 rund 4.350 neue Wohnungen gebaut werden. 120 davon findet man im Barbara-Prammer-Hof (Foto) in Favoriten, der 2019 als erster Gemeindebau seit 15 Jahren eröffnet wurde.

Mag. Maximilian Unterrainer von Wiener Wohnen nennt drei Faktoren, die beim Bau der "neuen" Gemeindebauten eine zentrale Rolle spielen:

1. Bevölkerungszuwachs

“Wien ist keine statische Stadt, es ist alles in Bewegung, es gibt den Zuzug. Laut Prognosen werden in Wien 2028 mehr als 2 Mio. Menschen leben, diese Menschen muss man natürlich mitnehmen und weiter leistbaren Wohnraum schaffen.”

2. Alterung der Bevölkerung
“Die Gesellschaft wird immer älter, daher besteht ein wichtiger Teil der Planung darin, auch speziell im geförderten Wohnen, seniorengerechte und barrierefreie Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Pflegewohnungen sollen darüber hinaus den Menschen die Möglichkeit geben, solange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben, selbst wenn sie Teilzeit oder Vollzeit pflegebedürftig sind.”

3. Klimawandel
“Wir vesuchen auf den Klimawandel Rücksicht zu nehmen, indem wir etwa aktiv gegen Überhitzung vorgehen und uns alternative Energiemöglichkeiten überlegen. Das fängt bei Klassikern an, dass ich überlege, wie kann ich die Hülle des Gebäudes füllen? Wie kann ich da was schaffen? Die Stadt Wien arbeitet da beispielsweise mit einem Forschungsprojekt der BOKU in Wien zusammen, um Fassadenbegrünungen zu erstellen."
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Was hat Wien anders gemacht, dass es nicht zu übermäßig hohen Mieten gekommen ist, wie etwa in München oder Hamburg?

Haderer:
Wien hat eines schlichtweg nicht gemacht: den sozialen Wohnbau privatisiert. Die Stadt ist beim alten Modell geblieben. Das bedeutet, dass die öffentliche Hand Geld investiert, um öffentlichen Wohnraum zu schaffen. Der Wohnbedarf, der ein Grundbedarf ist, wird von der Stadt nicht einfach dem freien Markt überlassen. Wenn das passiert wie beispielsweise in Berlin oder Toronto, dann hat man innerhalb der Stadt schnell soziale Segregation. Das heißt, dass es dann Viertel gibt, wo es sich nur eine gewisse Schicht leisten kann zu wohnen. Leute, die ökonomisch nicht so gut aufgestellt sind, werden an den Stadtrand oder in industrielle Zonen gedrängt. In den 1920er Jahren wurde in Wien einfach in Bezirken wie dem 9. oder dem 6. gebaut. Das war zum Teil politische Strategie, um zu erreichen, dass Arbeiter auch in bürgerlichen Bezirken wohnten, wie zum Beispiel im Karl Marx Hof im 19. Bezirk. Dadurch gibt es in Wien sozialen Wohnbau auch in den Innenbezirken, was zu einer gut funktionierenden sozialen Durchmischung der Stadt führt.

Vor welchen Herausforderungen steht der Wiener Wohnungsmarkt aktuell?
 

Haderer: 
Der Druck zu privatisieren ist da. Es gibt viele Investoren, die an „Betongold“ interessiert sind. Zum Beispiel sind Investitionen in Zinshäuser eine sichere Anlagemöglichkeit. Es gibt auch einen Druck auf Bodenpreise. Es wird immer schwieriger für die Stadt, in Wien günstige Grundstücke zu kaufen. Außerdem sind die Baunormen gestiegen. Es geht schlichtweg nicht mehr, ökologische Normen zu vernachlässigen oder nicht rollstuhlgerecht zu bauen. Das führt dazu, das Bauen teurer geworden ist. Als Lösung werden alte Zinshäuser aufgekauft oder stillgelegte Bahnhofsgelände bebaut. 

Wie bewerten Sie die Wohnpolitik der letzten Wiener Stadtregierung, etwa die reformierte Wohnbauförderung oder die Wohnbauoffensive "Gemeindebau Neu"?

Haderer: 
Die Stadt Wien wächst demografisch sehr stark. Es gibt eine sehr hohe Nachfrage nach Wohnraum. Wenn man den Wohnbereich nicht komplett dem freien Markt überlassen möchte, dann ist es ganz sicher die richtige Strategie. Auch um soziale Ausdifferenzierungen zu verhindern. Der freie Wohnungsmarkt baut eher im höherpreisigen Segment. Die Stadt kümmert sich tendenziell eher um das niedrigpreisige Segment mit dem geförderten Wohnbau, Genossenschaftswohnungen und der Offensive „Gemeindebau Neu“.

Baut die Stadt Wien genug neue Gemeindewohnungen, um der steigenden Nachfrage nach leistbarem Wohnraum gerecht zu werden?

Haderer: Es ist klar, dass 1.900 Wohnungen viel zu wenig sind. Das ist ein häufiger Kritikpunkt am neuen Konzept. Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Im internationalen Vergleich ist es eher ungewöhnlich, dass eine Stadt heutzutage selbst noch baut. Berlin macht es wieder, dort kauft die Stadt verkauften Wohnungsbau wieder auf. Die Stadt Wien nimmt eine bewahrende Haltung ein und baut ein bisschen.
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Auch wenn die Epoche des „Roten Wiens“ schon vergangen ist, reicht das Modell des Gemeindebaus noch bis in die heutige Zeit. Dass Wien diversen Rankings zufolge als lebenswerteste Stadt der Welt gilt, ist zu einem großen Teil dem sozialen Wohnbau zu verdanken.

Während in anderen Großstädten die Mieten geradezu explodieren, sind die Mietpreise in Wien auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau geblieben und ermöglichen weiterhin leistbaren Wohnraum. Somit gilt der über Jahrzehnte aufgebaute kommunale Wohnbau in Wien als Erfolgsmodell.


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Wenn wir einst nicht mehr sind, werden diese Steine für uns sprechen.”
- Karl Seitz, Wiener Bürgermeister 1923-1934

Am 12. Oktober 1930 zur Eröffnung des Karl-Marx-Hofs sprach der damalige Wiener Bürgermeister Karl Seitz diesen mittlerweile berühmten Satz. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei verfügte damals über eine absolute Mehrheit und baute im Rahmen des Wiener Wohnbauprogrammes bis 1934 382 Gemeindebauten mit über 64.000 Wohnungen.
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Karl Marx (1818-1883) wäre wohl ein Unterstützer des kommunalen Wohnbaumodells gewesen. Als Namensgeber für den Döblinger Karl-Marx-Hof bleibt der Ökonom, Philosoph und Kapitalismuskritiker im Gedächtnis der Wienerinnen und Wiener.
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Die roten Mauern, die bogenförmigen Durchfahrten und die Loggien und Balkone machen den Karl-Marx-Hof zu einem architektonisch imposantem Gebäude. Die Planung erfolgte im Jahr 1927 durch den Architekten Karl Ehn (1884-1959). In der Zwischenkriegszeit hatte die Wohnlage vor allem eine symbolische Bedeutung und sollte an einen Palast oder eine Festung erinnern, um die politische Gegenseite zu provozieren, die ein Waffendepot im Inneren des Gebäudes vermutete.
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1934 werden alle Parteien mit Ausnahme der christlich-sozialen Vaterländischen Front verboten. Infolgedessen kommt es zu einem Bürgerkrieg. Auf dem Gelände des Karl-Marx-Hofs ereignen sich heftige Kämpfe, erste Schüsse fallen am 12. Februar 1934. Mitglieder des Republikanischen Schutzbundes und Arbeiter*innen verschanzen sich in der Wohnhausanlage und kommen unter Artilleriebeschuss von Polizei, Heimwehr und Militär. Der Karl-Marx-Hof war damit ein Zentrum des Widerstandes gegen den Austrofaschismus.
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Gemeinschaft und Zusammenhalt waren Grundpfeiler der Roten Wohnpolitik. So errichtete man im Areal des Karl-Marx-Hofs eine Reihe von Gemeinschaftseinrichtungen, wie eine Mutterberatungsstelle, Zahnklinik, Apotheke, Postamt, Jugendheim und zahlreiche weitere Geschäfte. Manche von ihnen sind bis heute geblieben. Seit 2010 dient der ehemalige Waschsalon als Daueraustellung über “Das Rote Wien”.
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Mit einer Gesamtlänge von vier Straßenbahnhaltestellen (1,2 Kilometer) ist der Karl-Marx-Hof der längste zusammenhängende Wohnbau der Welt, aufgeteilt in ein Dutzend aneinandergereihter Höfe. Nur 20 Prozent des über 150.000 Quadratmeter großen Areals sind bebaut, der Rest wird als Spiel- und Gartenfläche genutzt. In dem "Superblock" wohnen insgesamt rund 3.000 Menschen in 1.272 Wohnungen.
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Die Häuser und Höfe der Wiener Gemeindebauten dienen vielerorts als Freiluftmuseum. Skulpturen und Brunnen namhafter Künstler*innen zieren Innenhöfe und an den Wänden finden sich bunte Mosaike und Reliefs. Auf dem Foto zu sehen: "Der Sämann" (1930) von Otto Hofner in der Parkanlage am 12.-Februar-Platz.
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