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Eine datenjournalistische Reportage von
Emanuel Salvarani
Magdalena Willert
Ursi Zaiser
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Vor dieser Frage stehen viele. Nicht nur wir in dieser Reportage. Auch Statistikämter fragen sich das oft. Und Magistratsämter. Und sogar manche Glaubensgemeinschaften.
Die formale Religionszugehörigkeit aller Bürger*innen wurde nämlich zuletzt bei der Volkszählung 2001 mittels offenem Fragebogen erhoben. Damals erfuhr man von 98% der Menschen, die damals in Österreich lebten, die Religionszugehörigkeit.
Seitdem wurde auf die effektivere Registerdaten umgestellt. Das bedeutet, die Daten für die Volkszählung werden nur mehr mittels staatlicher Register aufgenommen, wie zum Beispiel dem Meldezettel. Auf dem Meldezettel kann man zwar seine Religionsbekenntnis preisgeben, muss man aber nicht, weshalb es zu keiner repräsentativen Erhebung der offiziellen Religionsbekenntnisse kommen kann.
Daten dazu bekommt man also nur von den Glaubensgemeinschaften selbst - aber nicht immer. Denn teilweise wissen die Glaubensgemeinschaften selbst nicht, wie viele Mitglieder sie eigentlich haben, wie beispielsweise die orthodoxen Kirchen. Die Zahlen beruhen dann auf Schätzungen. Andere Religionsgemeinschaften, wie die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ), veröffentlichen überhaupt keine Zahlen. Auch von der Israelitischen Kultusgemeinde waren auf Anfrage keine Zahlen zu bekommen. "Leider sind die von Ihnen gewünschten Daten bzgl. der Entwicklung des Mitgliederstandes
vertraulich und werden prinzipiell nicht veröffentlicht oder weiter gegeben."
Was also wie eine Größe wirkt, die recht einfach zu erheben ist - nämlich welches Religionsbekenntnis ein Mensch auf dem Papier hat - stellt sich als Suche nach der Nadel im Heuhaufen heraus. Und vielfach als Schätzungsmarathon.
Versucht haben wir es trotzdem. Wie viele Menschen in Österreich sind eigentlich religiös? Wie viele verlassen ihre Glaubensgemeinschaft? Und wie viele treten in eine neue ein? Scroll weiter, um es herauszufinden.


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Seit dieser letzten Volkszählung sind 20 Jahre vergangen. Was hat sich seitdem alles verändert?

In dieser Reportage haben wir uns bemüht, die Veränderungen zusammenzutragen. Dabei müssen wir uns auf die Angaben der Glaubensgemeinschaften verlassen. Dennoch haben wir zumindest versucht, sie zu überprüfen.

Auf der nächsten Seite findest du einen Überblick über einige Religionen in Österreich. Hinter jeder davon verbirgt sich eine Geschichte. Eine Datengeschichte, aber auch die Geschichten, die Menschen mit ihrer Religion haben. Scroll weiter, um mehr herauszufinden.
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Von hier aus kannst du dir Zahlen und Fakten aus verschiedenen Religionen ansehen. Und Menschen, die der jeweiligen Religion zugehörig sind oder waren, erzählen dir ihre Geschichte. Klick einfach auf das Feld, das dich am meisten interessiert. Wenn du fertig bist, kommst du wieder auf diese Seite zurück und kannst dir die nächste Religion aussuchen.

Wenn du von hier aus weiterscrollst, erfährst du mehr über Religion und Glauben in Österreich an sich.
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Wenn wir die Mitgliederzahlen aller Glaubensgemeinschaften aufsummieren, auf wie viele Menschen kommen wir dann? Zu denen, die wir in dieser Reportage behandelt haben, kommen ja noch einige andere größere Religionsgemeinschaften. Zum Beispiel haben die Zeugen Jehovas über 21 000 Mitglieder. Die Anhänger der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen) haben immerhin fast 5000 Mitglieder. Dazu kommen noch einige Freikirchen und kleinere Religionsgemeinschaften.
Geht sich das überhaupt alles aus?
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Es geht sich aus. Und es ist sogar noch ein bisschen Luft nach oben. Summiert man die Mitgliedszahlen der einzelnen Religionsgemeinschaften auf, von denen es Zahlen gibt, kommt man auf knapp 8,6 Millionen Menschen. Am 1. Jänner 2021 haben in Österreich etwa 8,93 Millionen Menschen gelebt. Wenn man bedenkt, dass es in Österreich noch einige kleiner Religionsgemeinschaften gibt, deren Größe nicht bekannt ist, kommen die Berechnungen also recht gut hin.
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Die Bedeutung von Religion prägt eine Gesellschaft. Viel hängt davon ab, welchen Stellenwert sie bei den Menschen hat, die in einer Gesellschaft leben. Dabei geht es um viel mehr als nur um Mitgliedszahlen bei unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften.
Der Religionswissenschaftler Julian Strube, Assistenzprofessor an der Universität Wien, spricht über die Organisation von Glaubensgemeinschaften im Laufe der Jahrhunderte und über die Messbarkeit von Religiosität in Zahlen.
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Dr. Julian Strube

Universität Wien

Religion ist für viele Menschen sehr wichtig. Aber warum eigentlich? Eine klare Antwort hat die Wissenschaft auf diese Frage nicht. Religion könnte zwar dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und einer persönlichen Sinnfindung dienen. Aber diese Funktion könnten ein Nationalstaat oder ein die Zugehörigkeit zu einem Sportteam genauso erfüllen.
"Allgemeingültig zu definieren, was das Besondere an Religion sei, das ist tatsächlich sehr schwierig."

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Dr. Julian Strube

Universität Wien

Der Aufbau religiöser Gemeinschaften hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Vor einigen hundert Jahren gab es in Europa zwar auch schon viele verschiedene Religionen. Aber tatsächlich offen auszusprechen, dass sie sich einer anderen Religion zugehörig fühlen als dem Christentum, das konnten die Menschen erst im 19. Jahrhundert. Seitdem sind Religionen immer individueller geworden und die Menschen können aus immer mehr Religionen wählen. Dadurch organisieren sich Gemeinschaften auch auf andere Weise als früher.

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Dr. Julian Strube

Universität Wien

Besonders angesichts der vielen Kirchenaustritte in Österreich stellt sich die Frage, inwiefern die Menschen eigentlich noch an Gott glauben. Es zeigt sich, dass viele Menschen sich eher als spirituell denn als religiös sehen. Damit sei häufig gemeint, dass sie sich ihren eigenen Glauben schaffen, der außerhalb der religiösen Institutionen wie der Kirche stehe, so Julian Strube.
So fühlen sich manche Menschen sehr stark mit der Natur verbunden und sehen sie als Gott oder Gotteshaus.

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Dr. Julian Strube

Universität Wien

In der Religionswissenschaft gab es sehr lange die Ansicht, dass Menschen immer weniger religiös werden, je moderner die Gesellschaft ist, in der sie leben. Man nennt das auch die Säkularisierungsthese. Diese These wird heute aber kaum noch so streng vertreten. Aber: "Es hat eine Pluralisierung der religiösen Identitäten stattgefunden, die sich aber nicht in Kirchenmitgliedschaften messen lassen", so Julian Strube. Viele Menschen seien religiös oder spirituell, ohne Mitglied in einer Glaubensgemeinschaft zu sein.

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Dr. Julian Strube

Universität Wien

Mitgliedszahlen sind dementsprechend kein guter Messwert, um etwas über die Religiosität der Menschen in einem Land aussagen zu können. Viele Menschen sind nur aus Gewohnheit oder wegen familiären Bindungen Mitglied in einer Gemeinde. Umgekehrt treten andere nicht in eine Glaubensgemeinschaft ein, obwohl sie den Glauben praktizieren.
Insgesamt sind Religiosität, Glaube und Spiritualität schwierig zu definieren - sodass jede*r für sich seine*ihre eigene Antwort finden muss.

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Wie viele Menschen in Österreich sind eigentlich religiös? Dass wir die Antwort darauf gar nicht so genau kennen, ist mittlerweile klar. Die Frage ist aber, ob wir diese Antwort überhaupt kennen wollen oder müssen. Wie wichtig ist es uns als Gesellschaft zu wissen, wie viele Menschen formal welcher Religion angehören? Schließlich gibt es die verschiedensten Gründe, warum Menschen eine bestimmte Religion haben. Für jeden Menschen bedeutet Religionszugehörigkeit etwas anderes. Für manche ein Lebensgefühl, für andere Tradition und für wieder andere überhaupt nichts. Und selbst wenn wir die Mitgliedszahlen jeder einzelnen Religionsgemeinschaft kennen - die Hintergründe davon können wir aus Statistiken nicht ablesen.
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Bei Religionsbekenntnis "röm.-kath." für römisch-katholisch stehen zu haben, war lange Zeit der Standard. Die meisten Kinder wurden noch vor ihrem ersten Geburtstag getauft. Österreich orientiert sich mit seinen Feiertagen an den Feiertagen der römisch-katholischen Kirche. Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Christi Himmelfahrt, Fronleichnam - all diese Feiertage stammen aus dem Katholizismus. Im ganzen Land gibt es rund 8000 römisch-katholische Kirchen und Kapellen.
Aber wie erzkatholisch sind die Österreicher*innen tatsächlich noch? Wie viele Menschen sind noch katholisch? Wie viele treten aus? Und wie viele kommen noch neu dazu?
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Die Zahl der Taufen von Neugeborenen sinkt. Und nicht nur die absoluten Zahlen. Auch im Verhältnis zur Zahl der Neugeborenen werden immer weniger Kinder vor ihrem ersten Geburtstag getauft. Im Jahr 2003 wurden noch rund 65% der unter einjährigen Kinder getauft. 2019 waren es nur noch ca. 44%.

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Wo die Menschen katholisch sind, ist sehr unterschiedlich. Die kleinteiligsten Daten gibt es von Wien. Die Stadt Wien hat die Zahlen der Katholik*innen auf Bezirksebene erhoben. Und schon auf den nur etwas mehr als 400 km², die Wien hat, gibt es große Schwankungen von Bezirk zu Bezirk.
Der Bezirk mit den meisten Katholik*innen ist Hietzing. Rund 45% der Hietzinger Bevölkerung sind römisch-katholisch. In Favoriten dagegen sind es nur knapp 25%.
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Betrachtet man die Ein- und Austrittszahlen zeigt sich, dass die Zahl der Austritte immer weiter steigt. Speziell nach Skandalen in der Kirche, wie beispielsweise nach einigen Missbrauchsskandalen 2010, schnellen die Zahlen nach oben.
Die Zahl der Eintritte bzw. Erwachsenentaufen (von Menschen über 14 Jahren) ist sehr gering.

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Begräbnisse und Kindertaufen (Neugeborene und Kinder unter 14 Jahren) haben sich in der katholischen Kirche lange die Waage gehalten. 2007 erfolgte dann aber eine Trendwende. Seitdem sterben jedes Jahr mehr Katholik*innen, als durch Kindertaufen neu hinzukommen. Salopp formuliert: Auf natürlichem Wege schafft die katholische Kirche es nicht, ihre Größe beizubehalten.
Berücksichtigt man nun noch die jährlichen Austritte, überrascht es nicht, dass die katholische Kirche in Österreich immer kleiner wird. 2019 ist die Mitgliederzahl erstmals unter die Marke von fünf Millionen gefallen.
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Auch wenn die Zahl der Kindertaufen in Österreich zurückgeht, werden immer noch sehr viele Kinder römisch-katholisch getauft. Es ist klar, dass nicht alle davon den Glauben leben oder vertreten. Zwei Kunststudierende, Alice und Liam, erzählen von ihren Erfahrungen mit der Religion.
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Jedes Jahr verlassen Zehntausende die katholische Kirche. Dafür gibt es die verschiedensten Gründe. Sie reichen von der Unlust, Kirchensteuer zu zahlen, bis hin zu schierem Frust über die Kirche als Institution.

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Andrea war Mitglied der katholischen Kirche, bis sie Mitte 20 war. Sie wurde in eine katholische Familie hineingeboren, aber viel Wert haben ihre Eltern nicht auf den Glauben gelegt. Ihre Großmutter dagegen schon.
Besonders wichtig war für Andrea die Firmung mit 14 Jahren, vor allem, weil sie eine besonders innige Beziehung zu ihrer Firmpatin hatte.
Mit 24 hat Andrea auch noch kirchlich geheiratet, obwohl ihr Mann schon mit 18 aus der Kirche ausgetreten war. Aber ihr war eine kirchliche Eheschließung damals noch wichtig.
Aber nur wenige Jahre später hat auch sie die Glaubensgemeinschaft verlassen. Sie konnte sich einfach nicht mehr mit der Kirche identifizieren. Außerdem hat sie die Kirchensteuer gestört.
Trotzdem hat sie ihre Tochter nur wenige Monate nach ihrer Geburt taufen lassen. "Wir wollten, dass sie die Wahl hat", erklärt Andrea das.
Heute, mit 52, ist sie immer noch froh, aus der Kirche ausgetreten zu sein. Aber trotz ihres Austritts sieht sie sich weiterhin zumindest als spirituelle Person. "Ich glaube schon, dass da irgendwas ist", meint sie. Aber das sei kein Gott nach der katholischen Vorstellung. Und sie brauche keine Gemeinschaft, um daran glauben zu können.
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Die evangelischen Kirchen sind Teil des Christentums. In Österreich gibt es drei verschiedene evangelische Kirchen. Die größte ist die A.B., das steht für Augsburger Bekenntnis. Sie hat gut 260 000 Mitglieder und ist jene Kirche, die direkt dem Reformationsgedanken von Martin Luther aus dem 16. Jahrhundert folgt.
Deutlich kleiner ist dann schon die H.B., was für Helvetisches Bekenntnis steht. Die Reformatoren Zwingli und Calvin (er war Schweizer, daher Helvetisches Bekenntnis) haben Luthers Bekenntnis noch ein weiteres Mal abgewandelt. Die beiden Bekenntnisse unterscheiden sich vor allem im Aufbau der Gottesdienste und in ihrer Sicht auf das Abendmahl. Sie gehören formal nicht zusammen, arbeiten aber in vielen Bereichen zusammen.
Eine kleine Gruppe von etwa 1500 Menschen ist evangelisch-methodistisch. Diese Tradition stammt aus Amerika und fußt stark auf einer strengen Lebensführung nach biblischen Grundsätzen. Die evangelisch-methodistische Kirche ist eine von weltweit rund 80 methodistischen Kirchen.

Die evangelischen Kirchen haben alle ein Ursprungsdatum. Den 31. Oktober 1517. Damals veröffentlichte der Pfarrer Martin Luther seine 95 Thesen zur Erneuerung der katholischen Kirche. Lange Zeit wurden Menschen, die sich an diesen Thesen orientierten und zu sogenannten Protestant*innen wurden, politisch verfolgt. Erst mit dem Toleranzedikt des Kaisers Josef II. im Jahr 1781 wurde ihnen die Religionsausübung wieder offiziell erlaubt.
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Auch die evangelische Kirche hat seit 2001 einiges an Mitgliedern verloren. Von fast 340 000 sind die Zahlen auf unter 280 000 gesunken. Das ist ein Minus von fast 20 Prozent.
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Wie auch die katholische Kirche haben die evangelischen Kirchen das Problem, dass zu wenig Nachwuchs kommt. Jedes Jahr sterben mehr evangelische Christ*innen, als neu getauft werden.
Dazu kommt die hohe Zahl der Austritte. Sie übertrifft die Zahl der Kircheneintritte um ein Vielfaches.

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Woran glauben orthodoxe Christ*innen?

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Das orthodoxe Christentum hat sich ungefähr im elften Jahrhundert vom römisch-katholischen Christentum getrennt. Das ging einher mit dem Zerfall des Römischen Reiches in Ost- und Westrom. Die Orthodoxie (auch genannt Ostkirchen) wuchs im oströmischen Reich heran, während der Katholizismus in Westrom vorherrscht. Orthodox bedeutet auf Griechisch so viel wie „der richtige Glaube“. Orthodoxe Christ*innen glauben, genauso wie Katholik*innen an Jesus Christus als den Heiland und an Maria als seine Mutter. Bei ihnen ist die Heiligenverehrung jedoch deutlich wichtiger als im Katholizismus. Außerdem glaubt die Orthodoxie nicht an die Unfehlbarkeit des Papstes. Vielmehr ist die Religion stark mit dem jeweiligen Land verbunden, in dem die Gläubigen leben. So sind die Untergruppen serbisch-orthodox, russisch-orthodox, rumänisch-orthodox, bulgarisch-orthodox etc. entstanden. Diese Untergruppen unterscheiden sich nicht in dem, woran sie glauben. Ihre Riten und Messen sind allerdings etwas unterschiedlich gestaltet. Jeder Untergruppe steht ein sogenanntes Patriarchat vor, quasi nationale Religionsführer. Im Gegensatz zum Katholizismus dürfen orthodoxe Diakone und Priester heiraten und eine Familie gründen. Von Bischöfen wird aber erwartet, dass sie sich an das Zölibat halten. Auf der ganzen Welt gibt es in etwa 300 Millionen orthodoxe Christ*innen. In Österreich waren es 2001 knapp 175 000. Wie sieht das heute aus?
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Fragt man bei der Vertretung der Orthodoxie in Österreich nach, wie viele orthodoxe Christ*innen es in Österreich gibt, fällt die Antwort recht klar aus: „Wir wissen es eigentlich nicht so genau.“ Dafür gibt es verschiedene Gründe. Der wichtigste: Orthodoxe Christ*innen zahlen keine Kirchensteuer. Daher ist es für die Glaubensgemeinschaft nicht so wichtig zu wissen, wie viele nun genau im Land sind. Das sei mit ein Grund dafür, warum nur so wenige Orthodoxe aus der Kirche austreten, so Pater Athanasius. Er ist griechisch-orthodoxer Pater. Es mache für die meisten keinen Unterschied, ob sie formal Mitglied bei der Kirche sind oder nicht, denn sie müssen ja nichts bezahlen. Weil viele Menschen aus Osteuropa nach Österreich kommen, viele aber auch wieder abwandern, ist es schwierig, einen Überblick über die Zahl an Orthodoxen im Land zu behalten. Wer in Österreich einen Wohnsitz einrichtet, ist nicht verpflichtet, die Religionszugehörigkeit anzugeben. Dennoch wachsen alle orthodoxen Religionsgemeinschaften in Österreich, so Pater Athanasius. In den Taufstatistiken spiegelt sich das nicht wider. Diese gibt es nicht für ganz Österreich, sondern nur für Wien, allerdings fallen sie recht mager aus. Das liege daran, dass viele Familien in ihre Herkunftsländer fahren, um ihr Kind taufen zu lassen, erklärt Pater Athanasius. Dasselbe passiere bei Hochzeiten und Begräbnissen.
Die letzten offiziellen Zahlen der orthodoxen Christ*innen stammen aus dem Jahr 2014. Damals waren es ca. 500 000 Gläubige in ganz Österreich.

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Die Zahl orthodoxer Christ*innen in Österreich schätzt die Glaubensgemeinschaft auf 600 000 bis 700 000 Menschen. Serbisch-orthodoxe Gläubige machen dabei in etwa die Hälfte aus. Die restlichen Konfessionen sind laut dem griechisch-orthodoxen Sekretariat in etwa zu gleichen Teilen vertreten.
Wie viele Mitglieder die einzelnen Kirchen haben, ist jedoch schwierig zu überprüfen. Es gibt zwar Schätzungen, diese schwanken allerdings so stark, dass es fast unmöglich ist zu sagen, welche davon annährend richtig sein könnte.
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Wie in jeder Religion sind nicht alle, die formal Mitglied sind, auch tatsächlich davon überzeugt. Manche Menschen bleiben trotzdem Mitglied, andere treten aus. Zwei Frauen schildern, was die Orthodoxie für sie bedeutet.
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Die 40-jährige Adriana ist rumänisch-orthodox. Als Baby haben ihre Eltern sie in Rumänien taufen lassen – obwohl das damals im kommunistischen Regime verboten war. „Man glaubt, dass das gut für die Babys ist, dass sie dann besser schlafen und so“, erklärt Adriana ihre frühe Taufe.
Ihre Kindheit hat sie bei ihren Großeltern auf dem Land verbracht. Ihr Großvater war Kantor, sodass sie sehr viel vom religiösen Leben mitgenommen hat. Besonders die Musik. Schon früh beginnt Adriana, Klavier zu spielen. Es wird ihre größte Leidenschaft und sie bekommt eine Reihe an Stipendien für ihr Klavierspiel. Bis heute arbeitet sie als Klavierlehrerin und spielt auf Konzerten.
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Adriana

Rumänisch-orthodoxe Gläubige

In der rumänisch-orthodoxen Kirche spielt eine gute Beziehung zu einem Beichtvater eine wichtige Rolle. Der Beichtvater muss nicht unbedingt der Priester der eigenen Gemeinde sein, sondern es kann auch ein Mönch oder ein Priester aus einer anderen Gemeinde sein. In ihren Beichtvater legt Adriana in ihrer Jugend sehr viel Vertrauen. Seine Ratschläge für ihre Probleme und Sorgen beherzigt sie meistens. Mit etwa 15 Jahren kommt Adriana in „eine sehr religiöse Phase“. Sie kleidet sich konservativ gekleidet, mit bodenlangen Kleidern und langem Zopf. Sie ist die Einzige in ihrer Schule, die das tut. Dafür stößt sie auf viel Kritik, auch seitens ihrer Familie. „Ich habe das gemacht, was alle Jugendlichen machen, nur von der anderen Seite. Ich habe meine Bücher versteckt, ich habe die Schule geschwänzt, um in die Messe zu gehen. Aber ich hatte trotzdem gute Noten.“ Mit 18 Jahren will sie sogar ins Kloster gehen. Bei einer Tasse Kaffee in einem Wiener Lokal erzählt sie, wie es dazu gekommen ist.

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Diese Zeit endet mit gut 18 Jahren. Ihr Beichtvater rät ihr davon ab, gleich nach der Schule ins Kloster zu gehen. „Er hat gesagt: ‚Adriana, du machst erst deine Uni fertig, und wenn du dann immer noch willst, ist es gut, und wenn nicht, dann nicht.‘ Und nach acht Jahren Studium wollte ich natürlich nicht mehr.“ Das hat sie zwar sehr enttäuscht, aber sie hat den Rat angenommen. Außerdem bekommt sie ein Angebot für ein Stipendium für ein Klavierstudium in Wien. „Dann habe ich lange überlegt: Wenn ich seine Unterstützung annehme für mein Klavierspiel, wäre es von mir wirklich schlimm, wenn ich seine Unterstützung für mein Klavierspiel annehme und das dann weggebe und ins Kloster gehe.“ Sie hat sich für diesen Weg entschieden. „Und dann musste ich eben anfangen, mich auch der Welt ein bisschen zu öffnen und Dinge tun, die eben die normale Jugend macht.“
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Trotzdem ist ihre Religion bis heute sehr wichtig für sie. Sie geht regelmäßig in Messen und singt weiterhin in verschiedenen Kirchenchören. „Ich glaube, wenn man einmal glaubt, dann glaubt man. Aber es gibt natürlich Dinge, die man als 40-jährige Frau macht, die nicht auf der Liste der erlaubten Dinge stehen. Ich bin keine Mustergläubige.“ Aber sie hat versucht, ihren Glauben in ihr Leben so zu integrieren, dass die Freude daran erhalten bleibt.
Eine Glaubensgemeinschaft ist ihr dabei nicht so wichtig. Es geht ihr mehr um den Glauben an sich.

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Adriana hat auch ihre drei Kinder taufen lassen. Ihrer Meinung nach ist das keine Einschränkung der Meinungsfreiheit ihrer Kinder, sondern Teil der Erziehung. "Sie bekommen es ja sowieso mit, wenn mir mein Glaube so wichtig ist."

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Svetlana Nencheva dagegen hält nicht viel vom orthodoxen Glauben. Die 30-jährige Architektin stammt ursprünglich aus Bulgarien und ist vor sieben Jahren nach Innsbruck gezogen, um dort zu studieren.
Im Interview erzählt sie, wie Glaube in ihrer Kindheit gelebt wurde und wie sie heute zu Religion und dem orthodoxen Glauben steht.
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Svetlana Nencheva

Architektin

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Um die 4.200 Menschen nennen sich in Österreich offiziell Buddhist oder Buddhistin. Das ist seit 1983 möglich, als Österreich als Vorreiter*in in der EU den Buddhismus staatlich anerkannt hat. Die Zahl der Menschen, die den Glauben – ohne eingetreten zu sein – praktizieren, liegen laut der Österreichischen Buddhistischen Religionsgemeinschaft (ÖBR) schätzungsweise bei 35.000. Die großen Unterschiede zwischen Schätzung und Register erklärt der Sprecher des ÖBR Martin Schaurhofer dadurch, dass es sich bei den meisten praktizierenden Buddhist*innen um Ausgetretene aus anderen Religionsgemeinschaften handelt, die nicht mehr übertreten wollen. Es ist schlicht nicht notwendig zu konvertieren, um seinen Glauben zu leben. Im Vergleich zum Großteil der Katholik*innen wird man in den Buddhismus in Österreich nicht hineingeboren. Noch nicht. Denn der Trend geht nach oben. Die Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft – bestehend aus circa 30 Gruppen – hat einen Wachstum von sechs bis sieben Prozent jährlich zu verzeichnen. Die eintretenden Mitglieder haben sich in den letzten Jahren auf 150–170 Personen eingependelt. Dem gegenüber stehen maximal zehn Personen, die pro Jahr austreten. Der Grund dafür ist Großteils eine Heirat mit jemand Andersgläubigen.
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Gen Kelsang Palden

Buddhistischer Mönch

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Gen Kelsang Palden ist mit dem evangelischen Glauben aufgewachsen. Heute ist er buddhistischer Mönch und lehrt in seinem Meditationszentrum die Philosophie des Kadampa Buddhismus. Im Interview erzählt er von seiner Einstellung zum Buddhismus und wie er  die evangelische Kirche heute sieht.  

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Wie bei vielen anderen Religionsgruppen in Österreich, bleibt einem auch beim Islam nichts anderes übrig, als zu schätzen. Die unterschiedlichen Gemeinden verlangen keinen Mitgliedsbeitrag, Register oder Zählungen werden somit hinfällig. Selbst Statistiker*innen oder Journalist*innen – unsere Wenigkeit inklusive – scheitern an der Aufgabe aktuelle Zahlen von den Gemeinden in Erfahrung zu bringen. Die letzte repräsentative Schätzung kommt aus dem Jahr 2016. Die hat jedoch Aussagekraft: Mit 700.000 Mitgliedern (vier Prozent) hat der Islam 2016 die drittgrößte Religionsgemeinschaft gestellt. Der Wert von 2001 hat sich somit innerhalb von 15 Jahren verdoppelt. Dieser Anstieg ist mit zwei Migrationswellen zu erklären. Eine zu Beginn der Nullerjahre und der Höhepunkt der Migrationsbewegung 2015, als um die 90.000 Menschen in Österreich um Asyl angesucht haben. Dies lässt sich auch an den Mitgliedszahlen im Jahr 2016 ablesen. Doch der Islam hat auch Austritte zu verzeichnen.
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Reza und Alireza sind Flüchtlinge und Atheisten. Beide wissen nicht so genau, wie sie während ihrem Asylverfahren überhaupt in die islamische Glaubensgemeinschaft gelangt sind. Da sie aus dem Iran und Afghanistan kommen, wurde davon ausgegangen, dass sie gläubige Muslime sind und da keine Mitgliedsgebühren anfallen, hat der Austritt keine Dringlichkeit. Reza und Alireza sahen das anders und so folgte über kurz oder lang der Besuch im Magistrat: ein Austritt, der als reiner Formalakt gilt. Eine ähnliche Geschichte teilen 197 Menschen, die von Jänner bis August 2019 die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) offiziell verlassen haben, laut Profil. In dieser Zeit sind nur 49 Menschen konvertiert, vier Mal so viele Austritte wie Eintritte. Der Großteil der Ausgetretenen kommt demzufolge aus dem Iran oder Afghanistan. Genauso wie Reza und Alireza, die sich aufgrund ihrer atheistischen Überzeugung nicht mehr sicher gefühlt haben. Der "Abfall vom Glauben" hat in diesen Ländern gesellschaftlichen Druck oder sogar politische Verfolgung zur Folge. Hier erzählen sie nacheinander von ihren Überzeugungen und ihrem atheistischen Outing.

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Die Gruppe, die am stärksten gewachsen ist, ist laut Vienna Institute of Demography die der Konfessionslosen. Diese hat sich seit 2001 verdoppelt und misst heute beinahe zwei Millionen Menschen. In Wien ist seit 2016 bereits ein Drittel der Menschen in keiner Religionsgemeinschaft. Dieser Trend steigt laut Experten weiterhin an. Einer dieser Menschen ist Balázs, der nicht nur konfessionslos ist, sondern überzeugter und aktivistischer Atheist. Er ist Mitglied des Humanistischen Verbands Österreich und der Atheisten Österreich. Gemeinsam mit der Atheistischen Religionsgesellschaft (ARG) und der Säkularen Flüchtlingshilfe bilden sie die Repräsentation und Lobby der Konfessionslosen. Als Analytiker und Mythologie-Interessierter widmet sich Balázs der Aufklärung über religiöse Strukturen und der Ideologie eines säkularen Staates. Davon erzählt er auch im folgenden Video …
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In der Theorie ist Staat und Kirche getrennt, genauso definiert ist das jedoch – zumindest in unserer Verfassung – nicht. Auch in der Politik spielt Religion keine unwesentliche Rolle. Eine Distanzierung vom Glauben würde Wähler*innenstimmen kosten. So kommen Wahlkampfkampagnen konservativer Parteien selten ohne Auftritte bei religiösen Gruppen aus und auf Wahlplakaten wird weiterhin mit "christlichen Werten" geworben.   Was definitiv Staatssache ist, ist die Religionsfreiheit und die dazugehöre Religionsmündigkeit. Mündig ist man in Sachen Religion ab 14 Jahren, denn ob man Teil einer Religionsgemeinschaft ist oder nicht, bestimmt ab der Geburt bis zum 14. Lebensjahr die Eltern und nicht das Kind. Bis dahin braucht das Kind noch die Einwilligung der Eltern, um aus einer Religionsgemeinschaft auszutreten oder in eine andere zu wechseln.   Auszutreten funktioniert in Österreich heutzutage meist sehr einfach. Man wendet sich an die zuständige Bezirkshauptmannschaft oder Magistrat, je nach Wohnsitz. Diesen Behörden übermittelt man den Taufschein oder die Kirchenbeitragsnummer, den Meldezettel, einen Lichtbildausweis und ein kurzes unterschriebenes Schreiben, in dem man seinen Austritt erklärt. Je nach Behörde kann man seinen Austritt persönlich, schriftlich oder auch online abwickeln.
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Ein tatkräftiges Mitglied dieser Gruppen ist Balázs, der nicht nur konfessionslos ist, sondern überzeugter und aktivistischer Atheist. Er ist Mitglied des Humanistischen Verbands Österreich und der Atheisten Österreich. Gemeinsam mit der Säkularen Flüchtlingshilfe und der Atheistischen Religionsgesellschaft (ARG) bilden sie die Repräsentation und Lobby der Konfessionslosen. Als Analytiker und Mythologie-Interessierter widmet sich Balázs der Aufklärung über religiöse Strukturen und der Ideologie eines säkularen Staates. Davon erzählt er auch im folgenden Video:
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