Hinter verschlossenen Türen
Wird Wohnen immer mehr zum Luxus?Hinter verschlossenen Türen
Eine Reportage von Paloma Pöltinger, Alexios Partoglou, Cora Krüger, Shafia Khawaja und Carina Haitszinger.
Hinter verschlossenen Türen
Zu Besuch in Wiens WohngemeinschaftenUnd, wie wohnst du?
Leben in 1160Felix Dürler
Hinweis: Ein Blick in die Wohnung und zusätzliche Informationen gibt es beim Klick auf die Bilder unten.
Leben in 1090Sita Zacherl
Leben in 1060Fiona Dedei
So teuer ist die Hauptstadt
Wohnst du noch oder lebst du schon?Je nach Lage variieren die Mietpreise stark
Zimmer ist nicht gleich Zimmer
In den folgenden Folien sind die wichtigsten Erkenntnisse der eigens erhobenen Stichprobe in Grafiken übersichtlich zusammengefasst.
WG-Bewohner*innen leben zentral
"Die Situation am privaten Mietwohnungsmarkt ist dramatisch."Justin Kadi ist Stadt- und Wohnungsforscher und Postdoktorand an der Technischen Universität Wien. Er hat das Projekt “Wiener Mietmonitor” geleitet, für das 10.300 Immobilienangebote der Jahre 2011 bis 2019 ausgewertet wurden. Das Ergebnis: Private Mietwohnungen sind für viele Menschen kaum noch leistbar. In den letzten Jahren sind die Mieten am privaten Markt um rund 50% gestiegen - so stark wie sonst nirgends. Gleichzeitig sind die Einkommen in der Stadt nur um rund 20% gestiegen.
Kadi: 1) Mietrechtsform
Das österreichische Mietrecht wurde 1994 liberalisiert und die Interessen von Vermieter*innen gegenüber den Interessen von Mieter*innen wurden gestärkt. Der Mietpreis hat sich erstmals auch nach Lage und Attraktivität (Erreichbarkeit, Grünflächen, soziale Infrastruktur) der Wohnung bemessen.
Das hat dazu geführt, dass Vermieter*innen in attraktiveren Gegenden, mehr verlangen konnten: So kann im 1. Bezirk 12€ Zuschlag nur für die Lage verlangt werden,
2) Wandel hin zu befristeten Mietverträgen
Bis zur Mietrechtsreform, waren unbefristete Mietverträge die Norm. Durch die Befristung laufen die Mietverträge alle drei, fünf oder zehn Jahre automatisch aus. Den Vermieter*innen wird so die regelmäßige Möglichkeit geboten, den Mietpreis an die aktuelle Marktsituation anzupassen.
3) Investitionen
Der zweite große Faktor ist, dass es sehr viel Interesse von Investor*innen, größeren Banken und Versicherungen gab, in Wien Wohnungen zu kaufen mit der Absicht, die Miete zu erhöhen und eine gute Rendite zu erwirtschaften, vor allem nach der Finanzkrise.
2. Denken Sie, dass eine Mietpreisbremse oder ein Mietendeckel sinnvoll wäre und in Wien bzw. Österreich eingeführt werden könnte?
Wir haben in Österreich durch das Mietrecht eigentlich ein Instrument, das große Teile des Markts reguliert. Ein Problem dabei ist, dass diese Regulierung nur einen bestimmten Teil des Marktes gut abdeckt. Die derzeitige Regelung ist außerdem sehr intransparent: So ist es schwer für Mieter*innen erschwert nachzuvollziehen, wie sich der Mietpreis zusammensetzt. Das macht es für Vermieter*innen einfacher, einen höheren Mietpreis zu verlangen, als gesetzlich vorgegeben. Mittlerweile finanziert sich eine ganze Anwaltsbranche damit, die nur das Ziel hat, die Einhaltung des Mietrechts einzuklagen. Ich denke, das ist auch ein Hinweis darauf, wie schlecht dieses System eigentlich funktioniert.
In einer WG-Situation, wo man selber vielleicht gar nicht Hauptmieter*in ist oder für Zugezogene, die sich mit dem österreichischen Mietrecht nicht auskennen, ist die Situation natürlich noch einmal schwieriger.
3. Trotz der steigenden Mietpreise ist es in Wien im Vergleich zu anderen Großstädten wie München, relativ einfach für Studierende leistbaren Wohnraum zu finden. Woran liegt das?
Es stimmt, dass die Preise in Wien noch vergleichsweise niedrig sind, aber den Leuten, die hier wohnen bringt das wenig. Der eine Haushalt, der hier wohnt und jetzt 50% mehr zahlt als noch vor 10 Jahren, dem ist es egal, dass es in München noch viel teurer ist, davon kann er sich nichts kaufen. Das ist ein gutes Statement von der Politik, weil sich damit die Misere in der eigenen Stadt gut klein reden lässt, aber für viele Leute ist die Situation hier trotzdem dramatisch.
4. Denken Sie, dass sich das WGs als alternative Wohnform langfristig etablieren können, auch in anderen Altersgruppen, nicht nur für Studierende?
Ich glaube, es gibt eine große Tendenz hin zu Co-Living oder gemeinschaftlichem Wohnen.
Wohnungspolitisch wäre es gefährlich zu sagen “Es ist ok, dass die Leute auf immer weniger Platz wohnen”. Seit den 70ern ist die durchschnittliche verfügbare Fläche, die jede Person hatte, kontinuierlich angestiegen. Seit 2011 ist es aber erstmals so, dass es wieder zurückgeht, das heißt den Leuten steht immer weniger Platz zur Verfügung.
Der Trend hin zu gemeinschaftlichem Wohnen ist Ausdruck dafür, dass viele Leute es sich nicht aussuchen können und zusammenziehen müssen, weil sie sich nicht mehr leisten können. Das ist ein wohnungspolitisches Problem.
So lebt Deutschland
Zu Besuch bei den Nachbarn
WG-Zimmer im Vergleich
München-Hamburg-WienIst Wien billig im Vergleich zu Deutschland?
Hamburg liegt mit dem Durchschnitt von 32,06 € pro Quadratmeter nahe an dem von Wien. Trotzdem ist der Hamburger Durchschnitt höher als der Wiener.
Aus den eigenen Analysen erkennt man, dass die deutschen Städte im Durchschnitt teurer als Wien sind. Insgesamt kann man sagen, dass die WG-Zimmer Preise in allen Städten zu teuer sind, und das vor allem in München.
Fazit Wer kann sich Wien (noch) leisten?
Methodik
Die erhobenen Rohdaten sind unter folgendem Link einsehbar: https://bit.ly/3fZKy46
Kontakt: cora.krueger@edu.fh-wien.ac.at
Die Wohnungssuche
Die Lage
Felix Zimmer
Die Finanzierung
Die Gemeinschaftsräume
Die Wohnungssuche
Die Lage
Sitas Zimmer
Die Finanzierung
Die Gemeinschaftsräume
Die Wohnungssuche
Besonders wichtig war ihr neben der Lage der Wohnung auch der Grundriss: Sie wollte auf keinen Fall in einem Durchgangszimmer wohnen. Davon gibt es in Wien viele.