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Hinter verschlossenen Türen

Von leistbarem Wohnraum können viele Wiener:innen nur noch träumen. Seit Jahren steigen die Mietpreise kontinuierlich an - und machen auch vor Wohngemeinschaften nicht Halt. Wir haben in den WGs der Hauptstadt angeläutet und Daten durchforstet, um uns ein Bild von der Situation zu machen. 

Eine Reportage von Paloma Pöltinger, Alexios Partoglou, Cora Krüger, Shafia Khawaja und Carina Haitszinger.
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Hinter verschlossenen Türen

Es ist eng in Österreichs Hauptstadt: Mehr als 1,9 Millionen Menschen sind in Wien zu Hause. Sie verteilen sich auf knapp 415 km². Kein Wunder also, dass Wohnraum ein wertvolles Gut ist. Das zeigt sich nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern vor allem beim Blick auf den Kontoauszug. Auch deshalb leben gerade junge Menschen oft in Wohngemeinschaften. Wir haben uns bei einigen von ihnen zum Hausbesuch eingeladen.
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So teuer ist die Hauptstadt

Ein Dach über dem Kopf zählt zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen. Um diesem Bedürfnis gerecht zu werden, legen Mieter*innen jeden Monat eine Menge Geld auf den Tisch. Laut Daten der Statistik Austria wurden für eine Wohnung in Österreich im 4. Quartal 2020 rund 554,70€ Miete fällig. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass Mieter*innen in Wien diesen Preis teilweise für ein einfaches WG-Zimmer zahlen müssen. Und: Die Mietpreise steigen immer weiter an.
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Die Karte zeigt, wie viel ein Quadratmeter Zimmer in den Wiener Zählbezirken im Durchschnitt kostet. Die Grundlage bilden die eigens erhobenen Daten. 

In den folgenden Folien sind die wichtigsten Erkenntnisse der eigens erhobenen Stichprobe in Grafiken übersichtlich zusammengefasst.

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Wer in Wien nach einer WG sucht, wird in den Innenbezirken rasch fündig. In den Außenbezirken finden sich nur vereinzelt freie WG-Zimmer. Auch im ersten Bezirk fällt das WG-Angebot mager aus.
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1. Herr Kadi, gibt es konkrete Ursachen dafür, dass die Mietpreise gleich um 50% in den letzten 10 Jahren angestiegen sind?

 Kadi: 1) Mietrechtsform
Das österreichische Mietrecht wurde 1994 liberalisiert und die Interessen von Vermieter*innen gegenüber den Interessen von Mieter*innen wurden gestärkt. Der Mietpreis hat sich erstmals auch nach Lage und Attraktivität (Erreichbarkeit, Grünflächen, soziale Infrastruktur) der Wohnung bemessen.
Das hat dazu geführt, dass Vermieter*innen in attraktiveren Gegenden, mehr verlangen konnten: So kann im 1. Bezirk 12€ Zuschlag nur für die Lage verlangt werden, 

 2) Wandel hin zu befristeten Mietverträgen
Bis zur Mietrechtsreform, waren unbefristete Mietverträge die Norm. Durch die Befristung laufen die Mietverträge alle drei, fünf oder zehn Jahre automatisch aus. Den Vermieter*innen wird so die regelmäßige Möglichkeit geboten, den Mietpreis an die aktuelle Marktsituation anzupassen. 

 3) Investitionen
Der zweite große Faktor ist, dass es sehr viel Interesse von Investor*innen, größeren Banken und Versicherungen gab, in Wien Wohnungen zu kaufen mit der Absicht, die Miete zu erhöhen und eine gute Rendite zu erwirtschaften, vor allem nach der Finanzkrise.

2. Denken Sie, dass eine Mietpreisbremse oder ein Mietendeckel sinnvoll wäre und in Wien bzw. Österreich eingeführt werden könnte?

Wir haben in Österreich durch das Mietrecht eigentlich ein Instrument, das große Teile des Markts reguliert. Ein Problem dabei ist, dass diese Regulierung nur einen bestimmten Teil des Marktes gut abdeckt. Die derzeitige Regelung ist außerdem sehr intransparent: So ist es schwer für Mieter*innen erschwert nachzuvollziehen, wie sich der Mietpreis zusammensetzt. Das macht es für Vermieter*innen einfacher, einen höheren Mietpreis zu verlangen, als gesetzlich vorgegeben. Mittlerweile finanziert sich eine ganze Anwaltsbranche damit, die nur das Ziel hat, die Einhaltung des Mietrechts einzuklagen. Ich denke, das ist auch ein Hinweis darauf, wie schlecht dieses System eigentlich funktioniert.

In einer WG-Situation, wo man selber vielleicht gar nicht Hauptmieter*in ist oder für Zugezogene, die sich mit dem österreichischen Mietrecht nicht auskennen, ist die Situation natürlich noch einmal schwieriger.


3. Trotz der steigenden Mietpreise ist es in Wien im Vergleich zu anderen Großstädten wie München, relativ einfach für Studierende leistbaren Wohnraum zu finden. Woran liegt das?

Es stimmt, dass die Preise in Wien noch vergleichsweise niedrig sind, aber den Leuten, die hier wohnen bringt das wenig. Der eine Haushalt, der hier wohnt und jetzt 50% mehr zahlt als noch vor 10 Jahren, dem ist es egal, dass es in München noch viel teurer ist, davon kann er sich nichts kaufen. Das ist ein gutes Statement von der Politik, weil sich damit die Misere in der eigenen Stadt gut klein reden lässt, aber für viele Leute ist die Situation hier trotzdem dramatisch.

4. Denken Sie, dass sich das WGs als alternative Wohnform langfristig etablieren können, auch in anderen Altersgruppen, nicht nur für Studierende?

Ich glaube, es gibt eine große Tendenz hin zu Co-Living oder gemeinschaftlichem Wohnen.
Wohnungspolitisch wäre es gefährlich zu sagen “Es ist ok, dass die Leute auf immer weniger Platz wohnen”. Seit den 70ern ist die durchschnittliche verfügbare Fläche, die jede Person hatte, kontinuierlich angestiegen. Seit 2011 ist es aber erstmals so, dass es wieder zurückgeht, das heißt den Leuten steht immer weniger Platz zur Verfügung.
Der Trend hin zu gemeinschaftlichem Wohnen ist Ausdruck dafür, dass viele Leute es sich nicht aussuchen können und zusammenziehen müssen, weil sie sich nicht mehr leisten können. Das ist ein wohnungspolitisches Problem.












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So lebt Deutschland

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Auch im Nachbarland Deutschland ist die Lage am Wohnungsmarkt dramatisch - und zum Teil sogar noch prekärer. Vor allem die  Städte München und Hamburg sind für ihre hohen Mieten bekannt. Die Preise für WG-Zimmer in Wien sehen im Vergleich zu den beiden deutschen Städten moderat aus. Wien hat das größte Angebot an Zimmern im Low-Cost-Bereich, in München hingegen gibt es besonders viele hochpreisige WG-Zimmer.


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In diesem Diagramm sind die Quadratmeterpreise von WG-Zimmern in München, Hamburg und Wien dargestellt. Zuerst ist der Mittelwert der Quadratmeterpreise zu sehen, dann jeweils der geringste und höchste Preis. Alle Preise sind in Euro pro Quadratmeter angegeben.

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In München zahlt man im Durchschnitt für ein WG-Zimmer 37,34 € pro Quadratmeter. In Wien sind es im Durchschnitt 26,40 € pro Quadratmeter. Das macht bei diesen beiden Städten circa eine Differenz von 11 € aus. 

Hamburg liegt mit dem Durchschnitt von 32,06 € pro Quadratmeter nahe an dem von Wien. Trotzdem ist der Hamburger Durchschnitt höher als der Wiener. 

Aus den eigenen Analysen erkennt man, dass die deutschen Städte im Durchschnitt teurer als Wien sind. Insgesamt kann man sagen, dass die WG-Zimmer Preise in allen Städten zu teuer sind, und das vor allem in München. 








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Wohnraum wird auch in Wien immer teurer. Vor allem die Bedürfnisse von jungen Menschen werden am privaten Wohnungsmarkt nicht berücksichtigt. An einer öffentlichen Universität in Österreich zu studieren, ist im Vergleich zu anderen Ländern wie Großbritannien oder den USA nicht teuer. Die Studiengebühren sind an österreichischen Universitäten weitgehend gering. Doch auf den zweiten Blick ist das Studieren vor allem wegen dem Wohnen sehr teuer. Ohne Unterstützung der Eltern könnten es sich viele junge Leute nicht leisten, in Wien zu wohnen und zu studieren.  
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Für die Reportage wurden insgesamt 3234 Anzeigen von wg-gesucht.de ausgewertet. Darunter 962 Angebote in Wien, 1092 in München und 1180 in Hamburg. Die Daten wurden am 11.05.2021 erhoben. Zur Auswertung herangezogen wurden dabei ausschließlich Anzeigen, die am oder nach dem 01.01.2021 geschaltet wurden und nicht als vermietet markiert waren. Anmerkung: Für die Karte “Zählbezirke Wien - Anzahl der Anzeigen” wurden lediglich 904 der 962 Zimmer ausgewertet, da bei den restlichen Anzeigen aufgrund eines fehlenden Geocodes keine eindeutige Zuordnung vorgenommen werden konnte.

Die erhobenen Rohdaten sind unter folgendem Link einsehbar: https://bit.ly/3fZKy46

Kontakt: cora.krueger@edu.fh-wien.ac.at





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Felix wohnt in einer WG im 16. Wiener Gemeindebezirk. Hier lebt er seit knapp einem Jahr mit einem weiteren Mitbewohner auf insgesamt 73 Quadratmetern.  
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Die Lage seiner Wohnung ist Felix sehr wichtig. Er würde ungerne in den äußersten Bezirken sowie dem 10., 11., oder 12. Wiener Gemeindebezirk leben.
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Felix Zimmer ist ungefähr 21 Quadratmeter groß. Dafür zahlt er jeden Monat 400 Euro. Sein maximales Budget bei der Zimmersuche ist bei 450 Euro gelegen.

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Die Miete für Felix Zimmer übernimmt seine Mutter. Dieser Deal gilt so lange er noch studiert, denn anders könnte sich Felix sein Leben als Vollzeitstudent nicht finanzieren. Nebenbei jobbt er als freier Dienstnehmer für einen Getränkehändler. Das zusätzlich verdiente Geld verwendet er für sein Leben - also Essen, Trinken, Freizeit.
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Felix und sein Mitbewohner leben in einer zwei Zimmerwohnung, deshalb gibt es keinen wirklichen Gemeinschaftsraum. Sie sitzen aber oft gemeinsam in der Küche.
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Nach der vergeblichen Suche nach einem Zimmer über das Portal "WG gesucht" hat Sita beschlossen, gemeinsam mit einer Freundin eine eigene WG zu gründen. Sie wohnt mit zwei Mitbewohner*innen im 9. Gemeindebezirk.



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Bei der WG Suche hat Sita vor allem Wert auf die Lage, da sie täglich für ihr Studium nach St. Pölten pendeln muss. Aus diesem Grund waren ihr gute Anbindungen sehr wichtig. In die äußeren Bezirke wäre sie trotzdem nicht gezogen. Sie hat sich bei ihrer Suche nur auf den 8., 9., und 18. Bezirk konzentriert.
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Sitas Zimmer ist zirka 20 Quadratmeter groß. Dafür bezahlt sie 310€ im Monat - also rund 100€ weniger, als Felix. Ihr maximales Budget für die Miete lag bei 420€, die meisten Zimmer über WG gesucht waren teurer.  

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Die Miete für das Zimmer wird von Sitas Eltern übernommen. Außerdem arbeitet die 21-Jährige neben ihrem Vollzeitstudium geringfügig. 
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Ein geteiltes Wohnzimmer oder ähnliches gibt es in Sitas Wohnung nicht. Stattdessen treffen sich die Bewohner*innen immer in der Küche.
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Ihre Wohnung im 6. Bezirk ist bereits die dritte WG, in der Fiona lebt. Die ersten beiden Wohnungen hat Fiona über Wohnungsbörsen online ausfindig gemacht. Mit zwei weiteren Mitbewohnerinnen lebt sie auf über 100 Quadratmetern. 
Besonders wichtig war ihr neben der Lage der Wohnung auch der Grundriss: Sie wollte auf keinen Fall in einem Durchgangszimmer wohnen. Davon gibt es in Wien viele.
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Fiona und ihren Mitbewohnerinnen ist es wichtig, sehr zentral zu wohnen. In die äußeren Bezirken hätte keine von ihnen ziehen wollen. Deshalb hat sich Fiona bei der Wohnungssuche auch nur in den Bezirken eins bis neun umgesehen.
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Fiona zahlt 430€ Miete für ihr Zimmer - mehr, als ihre beiden Mitbewohnerinnen. Es ist mit 23 Quadratmetern dafür sehr geräumig.
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Fiona studiert zwei Studien und arbeitet nebenbei geringfügig. Das zusätzlich verdiente Geld verwendet sie um sich ihr Leben zu finanzieren. Die Miete übernehmen ihre Eltern für sie.
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Fionas Wohnung besitzt auch einen Gemeinschaftsraum: Ein großes Wohnzimmer mit Sofa, Fernseher und Sitzgelegenheiten.
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